Wie erreicht man in klinischen Studien die gewünschte Anzahl an Teilnehmenden?
Die Frage, ob die Rekrutierung gelingen kann, entscheidet sich meist bereits in einer frühen Phase der Studienplanung, da der zeitgerechte Einschluss der Teilnehmenden einer der kritischsten Punkte in der Studiendurchführung ist. Sollte eine Studie aufgrund unzureichender Rekrutierung sogar abgebrochen werden, sind bereits reichlich Ressourcen eingesetzt worden. Zudem haben sich die Teilnehmenden den potenziellen Risiken der Studie ausgesetzt, ohne dass diese letzten Endes einen Mehrwert für die Gesellschaft gebracht hätten.
Rekrutierungsprobleme können auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. Ein wichtiger und oft vernachlässigter Faktor ist die gezielte Ansprache der geeigneten Personen. Durch eine ansprechende Gestaltung des Informationsmaterials und die Nutzung verschiedener Kommunikationskanäle können Interessierte gezielt erreicht werden. Vor allem eine transparente Darstellung der Studienziele kann dazu beitragen, das Interesse potenzieller Teilnehmender zu wecken. In diesem Zusammenhang wird auch von «Studienmarketing» gesprochen.
Kasenda B, von Elm E, You J, et al. Prevalence, Characteristics, and Publication of Discontinued Randomized Trials. JAMA. 2014;311(10):1045–1052. doi:10.1001/jama.2014.1361
Strategie zur Studienbewerbung
Bei der Planung der Bewerbung einer Studie sind einige Punkte zu beachten. Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, da die Studien und die benötigten Patientengruppen immer sehr individuell sind. Ausschlaggebend sind in erster Linie Überlegungen zur Zielgruppe, die aufgrund der Ein- und Ausschlusskriterien definiert wird. Die Kommunikationsmittel müssen hinsichtlich Sprache, Informationsgehalt und Layout für diese Zielgruppe attraktiv sein. Auch über die Wahl des geeigneten Mediums, und wie dieses verteilt wird, sollte von Anfang an nachgedacht werden. Als Rekrutierungsmaterial bieten sich Flyer, Poster und Plakate an, aber auch Beiträge auf Webseiten, in sozialen Medien oder Anzeigen in Zeitschriften und im Internet.
Genutzt werden sollte auch die Möglichkeit, weitere Stakeholder wie zum Beispiel Patientenorganisationen miteinzubeziehen, welche bei der Verbreitung helfen können. Im Internet und in den Sozialen Medien gibt es neben den regulären Beiträgen auch die Möglichkeit der bezahlten Werbung. Letztere ermöglicht ein sehr gezieltes «Targeting». Das bedeutet, dass die gewünschte Werbezielgruppe genau definiert und erreicht werden kann. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, die Informationen über mehrere Kanäle zu verteilen: Neben einem Studieninserat in den Sozialen Medien können auch Plakate in den öffentlichen Verkehrsmitteln und Flyer im Spital zum gewünschten Ergebnis führen.
Frühzeitige Planung ist wichtig
Häufig wird der Bewerbung einer Studie wenig Zeit eingeräumt. Es lohnt sich allerdings, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen. Nicht nur, weil auch die Werbemittel bei der Ethikkommission eingereicht und genehmigt werden müssen, sondern auch, weil dafür zeitliche und finanzielle Ressourcen für Gestaltung, Druck und Freigabe durch die Ethikkommission nötig sind. Es empfiehlt sich daher, für diesen wichtigen Teil der Studienplanung Zeit und etwas Budget einzukalkulieren und gegebenenfalls Spezialistinnen und Spezialisten beizuziehen. Das Kommunikationsteam des DKF kann hier beratend und unterstützend tätig werden oder die Aufgaben inklusive Abklärungen mit anderen Scientific Service-Teams wie dem Projektmanagement oder der Regulatorik auf Wunsch auch vollständig übernehmen.
Tipps für eine erfolgreiche
Studienbewerbung
Folgende Fragen sollten Sie sich bei der Planung stellen:
Weiterführende Tipps
Vorlagen/Checklisten von swissethics:
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