Medizin – Mistelzweig

Komplementär-medizin in der Krebstheapie

Die ISCA-CHECK-Studie: Einfluss des Iscador® Mistelextrakts auf die Krebsimmuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren.

 

Hintergrund

Forschende schätzen, dass aktuell etwa 44 Prozent der Krebspatientinnen und -patienten potenziell von der Krebsimmuntherapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren profitieren könnten. Etwa die Hälfte der Betroffenen nutzt auch Angebote der komplementären Medizin, wobei im deutschsprachigen Raum Mistelpräparate weit verbreitet sind. Diesen werden immunstimulierende Eigenschaften zugeschrieben. Es ist möglich, dass viele Patientinnen und Patienten, die Immun-Checkpoint-Inhibitoren erhalten, auch Mistelextrakte spritzen, selbst wenn ihre Onkologin oder ihr Onkologe nichts davon weiss. Während die Kombination von Mistelextrakten mit Chemotherapie klinisch sehr erprobt ist, ist unklar, wie Mistelextrakte die Krebsbehandlung mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren beeinflussen. In der ISCA-CHECK Studie soll die Kombination aus beiden zugelassenen Therapieverfahren geprüft werden.

Forschungsfrage

In der ISCA-CHECK-Studie wird zum einen untersucht, ob das Mistelpräparat «Iscador® Qu» das T-Zell-Immunsystem beeinflusst. Diese Frage ist wichtig, da Vorstudien gezeigt haben, dass ein vielfältiges T-Zell-Immunsystem vor oder zu Beginn der Behandlung mit Immun-CheckpointInhibitoren die Ergebnisse für Krebspatientinnen und -patienten verbessern kann. Darüber hinaus soll geklärt werden, ob Iscador® Qu immunvermittelte Nebenwirkungen bei Patientinnen und Patienten, die mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren behandelt werden, moduliert. So soll ausgeschlossen werden, dass die postulierten immunstimulierenden Eigenschaften der Mistel eventuell unerwünschte Reaktionen in Kombination mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren hervorrufen. Schliesslich werden in der Studie auch klinisch relevante Endpunkte untersucht wie die Lebensqualität und die Überlebenszeit. Es soll untersucht werden, ob die gleichzeitige Anwendung von Iscador® Qu und Immun-Checkpoint-Inhibitoren diese wichtigen Behandlungsergebnisse beeinflusst.

Studienmethodik

Es handelt sich um eine randomisierte multizentrische zweiarmige Phase-IV-Studie, in welche hundert Patientinnen und Patienten mit lokal fortgeschrittenen nicht operablen oder metastasierten Krebserkrankungen eingeschlossen werden sollen. Diese erhalten entweder die Therapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren nach dem Standard ihrer Erkrankungssituation oder die Standardtherapie in Kombination mit Iscador® Qu. In einer zwölfwöchigen Beobachtungsphase werden Nebenwirkungen, Lebensqualität und Therapieansprechen erfasst. Danach erfolgt eine Phase der Nachbeobachtung (bis maximal zwei Jahre), in der weiterhin Informationen zum Gesundheitszustand und zur Krankheit erhoben werden.

Bedeutung der Studie

Mit dieser Studie soll in erster Linie erforscht werden, ob die gleichzeitige Anwendung von Immun-Checkpoint-Inhibition und Misteltherapie sicher ist. Sollte die Studie keine verstärkten Nebenwirkungen und keine verminderte Wirksamkeit der gleichzeitigen Behandlung zeigen, würde dies eine wissenschaftlich abgesicherte Kombinationsbehandlung ermöglichen. Patientinnen und Patienten, die oftmals grosses Interesse an einer begleitenden komplementärmedizinischen Krebsbehandlung haben, müssten dann nicht Sorge haben, den Erfolg ihrer schulmedizinischen Krebstherapie zu gefährden. Das Studienkonzept wurde in einem Konsortium von Forschenden aus dem Universitätsspital Basel (USB), dem Kantonsspital Baselland, dem Kantonsspital Baden, dem Tumor- und Brustzentrum Ostschweiz und dem Claraspital entwickelt. Die erstgenannten vier Institutionen beteiligen sich als Studienzentren an dieser multizentrischen Studie unter der Leitung des USB. Die Konzeptentwicklung wurde am USB eng begleitet von der Klinischen Forschung der Medizinischen Onkologie sowie dem Departement Klinische Forschung.

Mitwirkende am USB

Denise Fluri; PD Dr. Lars Hemkens, MPH; Celine Jenni; PD Dr. Benjamin Kasenda

DKF-Services

Data Management, Monitoring, Regulatorik, Statistik

Juni 2024

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Studienleiterin
Prof. Dr. med.
Mascha Binder

Chefärztin Medizinische Onkologie,
Universitätsspital Basel

Spezialisierung
Onkologie

Forschungsgebiet
Immuntherapien und zelluläre Tumortherapien

Wissenschaftliche Tätigkeit
Seit 2023: Professorin für Medizinische Onkologie, Universität Basel, DKF-Forschungsgruppenleiterin
2018 – 2023:  W3 Professorin für Onkologie und Hämatologie, Universität Halle-Wittenberg
2014 – 2018:  W2 Professorin für immunologische Krebsforschung und Therapie, Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf

Klinische Tätigkeit
Seit 2023:
Chefärztin, Medizinische Onkologie, Universitätsspital Basel

2018 – 2023: Direktorin, Onkologie und Hämatologie, Universitätsklinikum Halle-Saale
2008 – 2018: Ärztin, ab 2015 Stv. Klinikdirektorin, Onkologie und Hämatologie, Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf

2005 – 2007: Ärztin, Onkologie und Hämatologie, Universitätsklinikum Freiburg

© Departement Klinische Forschung, Universität Basel c/o Universitätsspital Basel, Juni 2024