Lsd formula. LSD lysergic acid diethylamide drug formula

LSD zur Behandlung von ADHS

Eine Studie zur Sicherheit und Wirksamkeit von niedrig dosiertem LSD zur Behandlung von ADHS bei Erwachsenen

 

Hintergrund

Im Laufe des letzten Jahrzehnts wurden am Universitätsspital Basel von der DKF Forschungsgruppe Prof. Matthias Liechti zahlreiche akademische klinische Studien zur Pharmakologie von Lysergsäurediethylamid (LSD) durchgeführt. Die Verträglichkeit und Wirksamkeit von LSD wurde bei gesunden Versuchspersonen sowie bei Patientinnen und Patienten mit Angsterkrankungen, Depressionen und Cluster-Kopfschmerzen erforscht. Nun ist in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen «Mind Medicine Inc.» die weltweit erste kommerzielle Studie mit LSD gestartet. Dabei wird die Wirkung von niedrig dosiertem LSD bei Patientinnen und Patienten mit einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) untersucht. Zur Behandlung von ADHS werden üblicherweise Stimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin) eingesetzt. Unerwünschte Nebenwirkungen so- wie unzureichendes Ansprechen auf die Medikation bewegen einige Patientinnen und Patienten jedoch dazu, diese abzusetzen. Zudem sind die langfristigen positiven Auswirkungen bisher nicht überzeugend nachgewiesen worden. LSD-Mikrodosierungen zeigten gemäss Berichten von ADHS Betroffenen eine deutliche Symptom- verbesserung. Allerdings existieren hier- zu keine wissenschaftlich fundierten Daten.

Forschungsfrage

Im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten, doppel-blinden, Place- bo-kontrollierten, Phase-II-, Proof-of- concept-Studie, soll die Wirksamkeit von LSD auf die ADHS-Symptomatik untersucht werden. Dies anhand der «Adult Attention Deficit Investigator Symptom Rating-Scale (AISRS)».

Studienmethodik

Die Studienteilnehmenden haben eine ausgewiesene Diagnose von ADHS und sind zwischen 18 und 65 Jahre alt. Sie dürfen keine psychotische oder bipolare Erkrankung haben und müssen bis zu drei Wochen vor Studienstart ihre ADHS-Medikation einstellen. Während sechs Wochen erhalten die Studienteilnehmenden zweimal wöchentlich eine Dosis von 20 µg LSD oder Placebo. Am ersten Behandlungstag werden die Patientinnen und Patienten im Ambulanten Studienzentrum des Departements Klinische Forschung überwacht. An den weiteren Behandlungstagen dürfen sie nach Einnahme der Studienmedikation in Begleitung nach Hause. Die verabreichte LSD-Dosis entspricht in etwa 20% der Dosierung, die üblicherweise für psychedelische Zwecke verwendet wird. Diese Dosis induziert keine relevanten Wahrnehmungsverände- rungen. Der Effekt auf die ADHS- Symptomatik wird via standardisierten Fragebogen sowie durch Selbstbeurteilung der Patientinnen und Patienten erfasst.

Bedeutung der Studie

Jüngste klinische Studien über das therapeutische Potenzial von LSD oder verwandten Psychedelika basieren vor allem auf deren Wirkung in hoher Dosierung. Dies zeigt sich bei Angsterkrankungen und Depressionen sowie bei Patientinnen und Patienten mit Angst im Rahmen einer lebensbedrohlichen Krankheit. Es wird davon ausgegangen, dass dieser Behandlungserfolg teilweise auf den akuten subjektiven Effekt von LSD zurückzuführen ist. Mit der Gabe von Mikrodosen, welche keinen psychedelischen «Trip» bewirken, wird nun ein anderes Konzept verfolgt. Die vorliegende Studie basiert hauptsächlich auf Berichten von Patientinnen und Patienten und weniger auf einem präklinisch erarbeiteten Wirkmechanismus. Eine mithilfe von Matthias Liechti durchgeführte Phase-I-Studie hat die Wirkung verschiedener Mikro- und Mini-Dosen von LSD bereits charak- terisiert. Diese Ergebnisse waren für die Dosisfindung der vorliegenden Wirksamkeitsstudie hilfreich. Sollte sich die Gabe von LSD, in Mikro- dosierung als wirksam erweisen, eröffnet dies den betroffenen Patientinnen und Patienten eine neue Behandlungsoption. Der nächste Schritt wäre eine grössere Zulassungsstudie gemeinsam mit Mind Medicine Inc.

November 2022

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Studienleiter Prof. Dr. med. Matthias E. Liechti

Stellvertretender Chefarzt Klinische Pharmakologie & Toxikologie Universitätsspital Basel

Forschungsschwerpunkt
Klinische Pharmakologie

Forschungsgebiet
Psychoaktive Substanzen

Klinische Tätigkeiten
Seit 2010 – Leitender Arzt Klinische Pharmakologie Universitätsspital Basel
2008 - 2010 – Assistent / Oberarzt Klinische Pharmakologie Universitätsspital Basel
2002 - 2004 – Assistenzarzt Innere Medizin Universitätsspital Zürich
2001 - 2002 – Assistenzarzt Innere Medizin Limmattalspital
2000 - 2001 – Assistenzarzt Chirurgie Spital Uster

Wissenschaftliche Tätigkeiten
Seit 2009 – Forschungsgruppenleiter Departement Biomedizin und Departement Klinische Forschung
2005 - 2007 – Postdoktorand University of California San Diego, La Jolla (USA)
1998 - 2000 – Postdoktorand Psychiatrische Universitätsklinik Zürich