Personalisierte Behandlungsempfehlungen

Die OV-Precision-Studie: Biologie-spezifische Krebstherapie bei fortgeschrittenem, schwer therapierbarem Eierstockkrebs

 

Hintergrund

Bei etwa jeder zweiten Patientin mit Eierstockkrebs ist ein Reparaturmechanismus geschädigt, der in gesunden Zellen dafür sorgt, dass sich das Erbgut immer wieder korrekt erneuert. Dies wird als «Homologe Rekombination Defizienz (HRD)» bezeichnet. HRD-positive Patientinnen erkranken häufiger an Eierstockkrebs, sprechen aber besonders gut auf die Standard-Chemotherapie mit Carboplatin an. Bei den anderen 50 Prozent, den HRD-negativen (HRDneg) Patientinnen, schlägt die Standard-Chemotherapie weniger gut an. Sie haben daher eine schlechte Prognose und benötigen dringend bessere Therapieoptionen.

Forschungsfrage

OV Precision richtet sich speziell an die HRDneg Patientinnen, wobei die Anwendbarkeit einer zusätzlichen Behandlungsempfehlung für diese Patientengruppe durch ein spezialisiertes Expertengremium untersucht wird: das molekulare Tumorboard. Diese Empfehlung basiert auf einem molekularen Kurzbericht, der zusätzliche biologische Tumorinformationen der einzelnen HRDneg Patientinnen enthält. Die Behandlungsempfehlung soll die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt in der klinischen Praxis bei der Behandlung der HRDneg Patientin mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom unterstützen.

Studienmethodik

Von jeder Patientin wird standardmässig Tumormaterial entnommen, um die Diagnose Eierstockkrebs in der lokalen Pathologie zu bestätigen, das Ausmass der Erkrankung zu beurteilen und den HRD-Status zu bestimmen. In der OV-Precision-Studie scheiden HRD positive Patientinnen zu diesem Zeitpunkt aus der Studie aus und erhalten die Standardtherapie. Hingegen wird von HRDneg Patientinnen ein Teil des biologischen Materials verwendet, um ein detailliertes Tumorprofil zu erstellen. Dafür werden verschiedene biologische Analysen kombiniert und die Ergebnisse in ihrer Gesamtheit ausgewertet, sodass für jede teilnehmende Eierstockkrebspatientin die wirksamsten Medikamente und experimentellen Therapien vorgeschlagen werden können. Das molekulare Tumorboard berücksichtigt alle Informationen, einschliesslich der zusätzlichen biologischen Daten. Die Empfehlung des Boards wird den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung gestellt, damit diese festlegen können, ob sie bei der klinischen Entscheidungsfindung hilfreich ist. Wenn ja, wird diese mit der jeweiligen Patientin besprochen, die schliesslich die Entscheidung fällt, welche Therapie sie beginnen wird. Die Kontrollgruppe bekommt keine Behandlungsempfehlung und erhält die Standardtherapie.

Ziel dieser randomisiert kontrollierten Studie ist es, durch den Vergleich der beiden Studienarme – mit/ohne Behandlungsempfehlung – Hinweise auf ein eventuell besseres Therapieansprechen der HRDneg Patientinnen im Interventionsarm sowie auf einen möglichen klinischen Nutzen der Behandlung, wie eine Reduktion der Symptome und eine Verbesserung der Lebensqualität der Patientinnen, zu erhalten. OV Precision wird während zwei Jahren an mehreren Schweizer Spitälern mit voraussichtlich 60 Teilnehmerinnen durchgeführt.

Bedeutung der Studie

OV Precision ist in Design und Durchführung einzigartig. Erstmals werden umfangreiche Zusatzuntersuchungen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung integriert, um eine Behandlungsempfehlung für eine personalisierte Therapie zu erhalten, bevor mit einer Standardtherapie begonnen wird, die für eine HRDneg Patientin möglicherweise nicht erfolgversprechend ist. Die Studie wird in einem engen Zeitfenster durchgeführt, zwischen der Diagnosestellung und der operativen Entfernung des Tumors, um eine Verzögerung des Therapiebeginns zu vermeiden.

Mitwirkende

PD Dr. Maren Vogel (USB); Dr. Francis Jacob (DBM, USB)

DKF-Services

Data Management, Monitoring, Projektmanagement, Regulatorik, Statistik

November 2024

Viola Heinzelmann-crop

Studienleiterin
Prof. Dr. med. Viola Heinzelmann-Schwarz

Chefärztin und Co-Leiterin Frauenklinik, Chefärztin der Gynäkologie und der Gynäkologischen Onkologie, Universitätsspital Basel

Spezialisierung
Gynäkologische Onkologie, Ovarialkarzinome

Forschungsgebiet
Ovarialkarzinom, gynäkologische Onkologie, Präzisionsmedizin

Wissenschaftliche Tätigkeit
2009 – 2012: Forschungsgruppen-leiterin Lowy Cancer Research Center, Sydney (AUS)
2008: Venia Legendi als Privatdozentin, Universität Zürich
2006 – 2007: Gruppenleiterin Translationale Forschung, Gynäkologie, Universitätsspital Zürich
2002 – 2004: Research Fellow Garvan Institute of Medical Research, Sydney (AUS)
1998 – 2002: Research Fellow, Gynäkologie, Universitätsspital Zürich

Klinische Tätigkeit
Seit 2021: Co-Leiterin Committee Tumor Profiler Centre, Universitätsspital Basel, Universität Zürich, ETH Zürich
Seit 2013: Leiterin und seit 2023 Co-Leiterin Frauenklinik, Chefärztin Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Universitätsspital Basel
2008 – 2012: Klinischer Fellow, Gynäkologische Onkologie, The Royal Hospital for Women, Sydney (AUS)
2006 – 2007: Consultant/Oberärztin Spital Limmat
1998 – 2005: Assistenzärztin Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsspital Zürich

© Departement Klinische Forschung, Universität Basel c/o Universitätsspital Basel, November 2024